29. September 2017: Ereignisreiche zwei Wochen
Die letzten zwei Wochen war einiges los, weshlab ich nicht dazugekommen bin, hier zu schreiben. Deshalb folgt nun eine Zusammenfassung für gleich 12 Tage - na das kann ja ein heiteres Geschreibe werden. Außerdem berichte ich aus völler neuer Umgebung: einem Zug. Warum dies, dazu später mehr.
Im Projekt ging es in den letzten zwei Wochen drunter und drüber. Am Montag, den 18. September, war "liikuntapäivä", zu deutsch Bewegungstag. bei dem wir den ganzen Tag draußen waren und uns an verschiedenen Disziplinen versucht haben: Fußball, Weitsprung, Frisbeegolf - eine bunte Mischung. Das ganze hat viel Spaß gemacht. Das war allerdings nicht das einzige Event draußen: diese Woche Montag gab es etwas ähnliches, allerdings nicht über den ganzen Tag und heute durften die SchülerInnen sich an "bewegter Mathematik" versuchen. Darunter kann man Dinge verstehen wie "Schätze 100m ab, indem du sie abläufst!" und ähnliches. Ich finde es schön, wie viel draußen gemacht wird, auch wenn es nicht mehr ganz so warm ist. Die Zeiten, in denen es über 12/13 Grad wird, sind zumindest vorbei.
Neben diesen spaßigen Angelegenheiten gab es die letzten beide Donnerstage allerdings eine Herausforderung: ich beaufsichtige und leite nun die allwöchentliche Putzaktion. Zur Erklärung: Donnerstag ist Koch- und Putztag. Der Großteil der Gruppe sucht sich Rezepte raus, kauft die benötigten Lebensmittel im Laden und kocht dann gemeinsam, anschließend wird die Küche aufgeräumt und sauber gemacht. Zwei Schüler allerdings, immer die Gleichen, bleiben allerdings im Gebäude und putzen unser Stockwerk. Meine Aufgabe donnerstags ist es nun, dies anzuleiten. Für den Großteil der Zeit ist dies auch gar nicht so schwierig: ich muss schauen, wie weit sie sind und ob sie helfen brauchen und neue Aufgaben verteilen, falls die Liste der Aufgaben, die jede Woche anfallen, durchgearbeitet ist. Das ist mit meinem gebrochenen Finnisch durchaus machbar, die wirkliche Herausforderung besteht in der Dreiviertelstunde, bevor die Schüler anfangen zu arbeiten: teoria, was unschwer übersetzt Theorie bedeutet. In dieser Einheit geht es um "Putztheorie", das bedeutet, dass über Dinge gesprochen wird wie "Wie benutzt man einen Staubsauger richtig" oder "Was ist die richtige Technik beim Wischen mit einem Mopp?".
In den letzten Wochen lag es an mir, so gut wie es geht das Saubermachen eines Badezimmers zu erklären. Das ist auf Finnisch alles andere als einfach, allerdings hatte bis jetzt immer Unterstützung von Marika, die dies sonst immer geleitet hat. Nächste Woche ist sie allerdings nicht da, weshalb ich es wohl tatsächlich ganz alleine hinkriegen muss. Das Gute an der ganzen Geschichte ist, dass ich nun einen äußerst ausgeprägten Wortschatz über die Welt der Badezimmer und Putzmittel habe. Ich warte auf das Gespräch, in dem ich diesen ausschöpfen kann.
Eine weitere Herausforderung war ein Workshop, den ich diesen Dienstag an einer anderen Schule gab. Letze Woch Mittwoch bekam ich eine E-Mail von Minna aus meiner Organisation, die dort für Medien und solche Sachen zuständig ist, in der sie fragte, ob ich Interesse daran hätte, einen Schulbesuch zu machen. Diese Schulbesuche bedeuten, dass Freiwillige von Maailmanvaihto (der Name meiner Organisation) in eine Schule gehen, die dies angefragt hat und ihr Land und ihre Sprache vorstellen, um den Schülern, meist 10-16 ein Bild von der Welt zu geben mit authentischen Berichten. Die Leute, die da herkommen, müssen es ja wissen.
Bei der Schule, zu der ich gehen sollte, handelte es sich um die Schule, in der Duy arbeitet. Sie liegt eine halbe Stunde Zugfahrt im Norden von Helsinki in Jokela. Minna erklärte mir, dass diese Schule eine Thementag Sprachen hat und Interesse daran hätten, dass ein paar Freiwillige auch Workshops geben. Da ich allgemein ein Fan von Sprachen bin, sagte ich schnell zu und begann mit den Vorbereitungen.
Übers Wochenende erarbeitete ich eine ganze Präsentation, die vielleicht schon unireif war - immerhin hatte ich 75 Minuten Workshopzeit zu füllen. Ich sammelte Informationen zu allem Möglichen, was die deutsche Sprache betrifft: ihre Geschichte, Grammatik, Phonologie und vieles mehr. Im Nachhinein hätte ich das Ganze nicht so genau ausarbeiten müssen, da die SchülerInnen doch eher jung waren, wie ich in der Schule feststellte. Ich hatte vorher nur gewusst, dass ich an eine "Secondary School" kommen würde, allerdings nicht, wie alt die Teilnehmer meines Workshop sein würden. Da es sich eher im Rahmen 13-15 bewegte und es nur wenige Ältere gab, entschied ich mich, mein Programm etwas umzufahren und baute spontan mehr Praktisches ein, anstatt meine Präsentation vollständig durchzuziehen. Ich ließ die SchülerInnen ein paar deutsche Sätze sprechen auf dem Niveau von "Wie heißt du und woher kommst?" und ähnliches.
Ich glaube, dess es gefallen hat, allerdings war dies schwer abzulesen, da ich zum ersten Mal die volle Ladung finnischer Zurückhaltung abbekommen habe, wenn man das so sagen kann. Zwar hatte mich Anne, die Lehrerin, die für die anwesenden Freiwilligen zuständig war, hatte mich zwar gewarnt, dass die SchülerInnen sehr zurückhaltend sind, was ich auch irgendwo erwartet hatte, allerdings war es im Klassenraum dann doch eine Überraschung. Es wurde zwar zugehört und nicht durch Unsinn vom Unterricht abgelenkt, allerdings kam auch kaum eine Reaktion auf von mir in dem Raum gestellte Fragen, auch nicht immer bei direkter Ansprache an einen Schüler. Das ist durchaus verunsichernd, allerdings habe ich beharrlich weiterversucht, die SchülerInnen etwas aufzulockern, was mir auch immer mehr gelang.
Trotzdem bleibt für mich festzuhalten, dass das Verhalten der Schülerschaft anders ist, als man es aus Deutschland bei so einer Veranstaltung gewohnt ist. Darauf muss ich mich bei weiteren Schulbesuchen einstellen, schließlich bin ich der Fremde, der da auf einmal in die Klasse schneit. Insofern ist dies auch in keinster Weise eine Verurteilung dieses sehr zurückhaltenden Verhaltens, es war nur eine sehr direkte Art für mich zu erfahren, worin Unterschiede in der Stimmung in solch einem Unterricht liegen. Gerade in der Position des Lehrers ist das in diesem Moment besonders auffallend. Quasi eine Schockkur. Ich wurde bereits gefragt, an der High School im Dezember wieder solch einen Workshop zu geben, die dann die älteren SchülerInnen diesen Thementag haben. Es wird interessant sein zu sehen, inwiefern es dort genauso wird oder im Alter von 17/18 die SchülerInnen doch schon deutlich weniger zurückhaltend sind. Insgesamt war der Workshop, den ich zweimal abhielt, eine schöne Erfahrung und hat mich einiges darüber gelerht, wie man sich als Lehrer vor einer Klasse fühlt und auch, spontan meine Ideen neu zu sortieren, sodass es dem Publikum angemessen ist.
Ansonsten war das Wochenende wieder verplant damit, die anderen Frewillige zu treffen, Diesmal waren einige da, da ein Treffen stattfand für diejenigen, die in Gastfamilien leben, um ihre Erfahrungen auszutauschen und auch die anderen Gastfamilien kennenzulernen. Obwohl ich selbst nicht an dem Treeffen teilnehmen konnte, nutzte ich die Chance, dass so viele wie lange nicht da sind, und schlenderte erst vor dem Treffen zwei Stündchen mit Ferananda durch die Stadt. Ich kam zum Endpunkt des Treffens zum Büro von Maailmanvaihto, wo ich Max noch auf der Schwelle erwischte, der gerade schon wieder fahren musste. Der Rest von den Anwesenden jedoch zog noch unter Anleitung von Tuukka, Majas Gastvater, ein wenig durch Helsinki.
Wir brachten die schon Abreisenden zum Hautbahnhof, setzten uns dann mit ein paar Bier bewaffnet ans Ufer eines kleinen Sees in Helsinki und quatschten redeten. Es war noch einmal ein sehr schöner Tag vom Wetter her und ich befürchte, dass so schnell ein schönerer nicht nochmal kommen wird.
Irgendwann verließ uns Tuukka, dafür stieß Ronja, Majas Support-Person dazu. Unsere Truppe der Verbliebenen bestand nun also aus Maja, Sarah, Johannes, Ronja und mir. Zusammen gingen wir einkaufen und fuhren dann in meine Wohnung. Dort kochten wir viel zu viele Spaghetti, von denen ich noch mehrere Tage leben sollte. Es war aber ein lustiger Abend mit Kartenspielen, Gerede, sehr satten Menschen und einer abenteuerlichen Reise durch den nächtlichen Park auf unbeleuchteten Wegen, als ich Johannes und Ronja zur Station anch Pasila brachte.
Am Sonntag traf ich mich mit Johannes, um uns die Insel Suomenlinna noch einmal in Ruhe anzuschauen. Wir setzten mit der Fähre über und klapperten zuerst die Teile ab, an die wir es während des Camps in der großen Gruppe nicht schafften. Danach liefen wir nochmal den gleichen Weg ab, diesmal allerdings mit der Zeit, sich alles in Ruhe anschauen zu können. Es war wieder ein sehr schöner wolkenfreier tag, weshalb sich ein unglaublich schöner Blick aufs Meer bot. So verbrachten wir zwei Stunden auf der Insel, bevor wir zurück nach Helsinki fuhren und noch ein Kaffee tranken. Jetzt noch ein paar Bilder vom Wochenendprogramm:
Selfie mit Mirka
Wir posieren für Tuukka
Die Sonne strahlt und wir auch
Kanonen der alten Befestigungsanlage auf Suomenlinna
Finnlands Flagge weht im Wind
Blick von der Fähre auf Helsinki
Schließlich noch die Aufklräung, warum ich gerade im Zug sitze: übers Wochenende fahre ich etwas weiter in den Norden, um Max zu besuchen. Er wohnt relativ weit weg von den Anderen, deshalb bekommt man ihr nicht so oft zu Gesicht und auch bei dem Treffen am Samstag waren es nicht mehr als ein paar Sekunden. Darum habe ich mich nun mal selbst aufgemacht. Mein Zug gerade fährt bis Seinäjoki, von dort holt mich seine Gastfamilie ab und wir fahren in seine 10.000 Einwohnerstadt. Das wird sicherlich mal ein interessanter Kontrast zur Großstadt Helsinki. Jetzt ist es inzwischen nur noch eine gute halbe Stunde bis Seinäjoki von knapp drei insgesamt. Mal schauen, vielleicht bin ich ja auf der Rückfahrt am Sonntag wieder produktiv. Ein gelungenes Wochenende sollte es zumindest werden.
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Scheike (Dienstag, 05 September 2017 09:19)
Du hast Dir eine wirklich große Aufgabe vorgenommen!
Vero (Dienstag, 03 Oktober 2017 15:05)
Ein Putzmittelwortschatz kann man immer gut gebrauchen. Du wirst noch froh darüber sein, es gelernt zu haben.