27. Februar - 4. März: Auf Reisen in Lappland

 

Zwei ereignisreiche Wochen voller schöner Erlebnisse, aber auch bisher unerreichtem Stress liegen hinter mir. Für diesen Eintrag möchte ich auch mal wieder zurück zum anfangs praktizierten Schreibstil, sodass die sich schnell abwechselnden Höhen und Tiefen der letzten Wochen auch angmessen miterlebt werden können. In diesem Sinne: Tastatur frei!

 

Dienstag, 27. Februar:

 

Der Tag beginnt für mich sehr früh: um 5 Uhr klingelt der Wecker, denn ich muss noch fertig packen, bevor es später auf zum Flughafen geht. Ich hätte vielleicht nicht ganz so früh aufstehen müssen, aber eventuelle eigenverschuldete Behinderung meiner Planug aufgrund von Müdigkeit sollte ausreichend eingerechnet werden.

Doch wozu die morgentliche Eile eigentlich? Die Kurzantwort lautet Reisen, die etwas Ausführlichere ist, dass ich mich über den Anbieter Scanbalt zu einer Bustour durch Finnisch- und Schwedisch-Lappland angemeldet habe und nun Opfer meines inneren Sparfuchses werde, der sich gegen eine Nacht in Stockholm und für eine Anreise am gleichen Tag entschieden hat. Ein Hoch auf vorausschauende Planung...

Da Scanbalt vor einigen Tagen eine E-Mail mit einer Packliste geschickt hat, aus der auch hervorging, dass es clever sei, zusätzlich zum Gepäckstück noch ein Handgepäck mitzunehmen aufgrund der langen Busfahrten, während derer das Gepäck nicht zu erreichen sei, nehme ich nebst meinem großen Reiserucksack noch einen Kleineren mit. Wer sich jetzt gerade "Moment mal, planungstechnisch ist das doch nicht gerade sinnvoll" denkt, der hat absolut recht, was ich, während ich halb gehend, halb fallend zum Flughafenbus stolpere, auch feststellen muss. Auch der Busfahrer hat einen ähnlichen Gedanken, als ich mich durch den engen Gang zwischen den Sitzen quetsche und mich wenig elegant auf den Erstbesten dieser fallen lasse. Vielleicht ist er auch einfach müde und mein selbst von Schlafmangel geplagtes Ich interpretiert etwas zu viel in seinen Blick hinein.

Eine knappe Dreiviertelstunde später jedenfalls verlasse ich mit inzwischen etwas geübterer Balance den Bus und betrete das Flughafengebäude.

Ich checke ein und und gebe den großen Rucksack als Gepäck auf und durchquere die Sicherheitskontrolle, alles verläuft reibungslos. Bis zum Abflug habe ich noch etwas Zeit, die ich ganz produktiv durch Rumsitzen am Gate verstreichen lasse. Ich werde zwar wacher, die Tatsache, dass ich durch die Zeitverschiebung von 9:05 Uhr bis 9:05 Uhr fliege, will meinem müden Hirn aber trotzdem keine Ruhe geben. Das aufregendste während des sechzigminütigen Fluges ist die Frage, ob der Pilot denn gerade Schwedisch oder Norwegisch redet. dieses Dilemma ergibt sich aus dem Umstand, dass ich zwar nach Stockholm fliege, die Airline meiner Wahl allerdings Norwegian ist. Zu einer Lösung komme ich nicht, bevor ich das Flugzeug pünktlich wieder verlasse, was wohl auch bedeutet, dass dies nicht mehr passieren wird.

Ich sammle mein Gepäck ein und gehe aus der Gepäckhalle. Das Erste, was ich bemerke, ist der vertraute Anblick von Espresso House, das anscheinend keine auf Finnland begrenzte Kette ist und wie ich nach späterer Recherche erfahre, auch eigentlich aus Schweden kommt. Das Nächste, was ich feststelle, ist, dass Stockholm Arlanda ein sehr großer Flughafen sein muss, befinde ich mich doch gerade in Terminal 5. Als drittes sehe ich endlich den benötigten Geldautomaten. Zwar zahlt man in Schweden auch alles mit Karte, allerdings weiß ich, dass ich in ein paar tagen definitiv Bargeld brauchen werde und da finde ich den Geldautomaten doch lieber in Stockholm Arlanda als irgendwo in Lappland. Nach kurzer Inspizierung der örtlichen Währung widme ich mich der Begutachtung meiner Fluchtmöglichkeiten und entscheide mich schließlich für einen Shuttlebus ins Zentrum.

Die Fahrt dauert eine knappe Dreiviertelstunde und endet direkt vor Stockholms Hauptbahnhof. Ich habe jetzt noch etwa drei Stunden, bis ich vor dem Generator Hostel sein muss, denn dort beginnt um 14Uhr die Busfahrt hinein ins "Magic Lapland Adventure", wie es der Reiseanbieter nicht gerade kleinlich angepriesen hat. Bis dahin jedoch, zumindest hatte ich das so geplant, möchte ich mir die Zeit mit ein wenig Sightseeing vertreiben. Daraus wird jedoch leider nichts, da mein Handy gerade, als ich die Brücke zur viel gelobten Altstadt fast überquert habe, den Geist aufgibt und mich karten- und orientierungslos zurückläst. Der sehr kurze, aber auch sehr positive erste Eindruck, den ich von Stockholm bis jetzt bekommen habe, wird nun leider ersetzt durch eine blinde Suchaktion nach irgendeinem Apple-Support-Geschäft oder Ähnlichem. Ich werde zwar fündig, der Mitarbeiter des Mobiltelefongeschäftes schreibt mir allerdings nur eine Adresse für ein anderes Geschäft auf. Wie ich es schaffe, diese ohne Handy aufzusuchen, wird mir für immer ein Rätsel bleiben. Immerhin bin ich nach einer Viertelstunde wieder online, meine Zeit Stockholm zu beasichtigen, ist allerdings bereits vergangen.

Ich hebe meine Laune durch einen Kaffee und mache mich dann auf den Weg, das Hostel zu finden. Mit funktionierendem Handy gelingt dies eutlich leichter. In der Lobby sehe ich ein paar Menschen, die so aussehen, als wüssten sie auch nicht ganz wohin. Wie sich herrausstellt, sind sie tatsächlich auch für die Scanbaltreise hier und so habe ich die Chance, mich bereits mit ein paar meiner Mitreisenden für die nächsten sechs Tage zu unterhalten. Wir finden immer mehr Leute, die zu unserer Gruppe dazugehören und se gibt sich schnell ein Bild darüber, woraus unsere Gruppe so besteht: hauptsächlich Stundenten und Studentinnen, sehr viele aus Deutschland und Frankreich, fast alle aber aus Europa. Viele von ihnen sind Erasmus-Studierende, die gerade ein oder zwei Semester in Schweden oder auch Norwegen absolvieren. Aus Finnland ist sonst niemand angereist, wie ich schnell feststelle.

Um 14Uhr ist die gesamte Gruppe in den Bus zusammengequetscht und addiert sich zusammen auf geschätzte 40 bis 50 ReiseteilnehmerInnen. Ich sitze neben Helge aus Deutschland, mit dem ich in der Lobby schon geredet hatte. Mit der Aussicht auf etwa 20 Stunden Busfahrt ist die Stimmung irgendwo zwischen erwartungsfreudig und lustlos. Unsere Reiseleiterin Sigrid aus Norwegen erzählt uns ein wenig über das Programm für die nächste Woche