10. - 13. Mai: Evaluation Camp

 

 

 

So schnell vergeht die Zeit: nach neun Monaten war es Zeit für bereits unser letztes Camp, in dem wir die Erfahrungen der letzten Monate Revue passieren ließen und unsere Erkenntnisse aus diesen sammelten.

Es war ein uns inzwischen vertrauter Ablauf, als wir am Donnerstag, den 10. Mai, darauf warteten, dass sich langsam alle Freiwilligen und Betreuer und dann letztlich der Bus einfinden würden, um gemeinsam zu vier Tagen Camp aufzubrechen. Marija und ich waren die ersten beiden vor Ort, selbst schuld allerdings, da viel zu früh. Langsam aber sicher gesellten sich vertraute Gesichter der anderen Freiwilligen dazu, wie immer hatte man sich einiges zu erzählen. Der einzige Unterschied dieses Mal war, dass neben uns ebenso viele unbekannte Gesichter dazukamen: die finnischen Freiwilligen, die im August, wenn wir Finnland verlassen werden, selbst in ein Auslandsjahr aufbrechen werden. Viele von ihnen werden in Länder gehen, aus denen wir kommen, insofern eine wunderbare Gelegenheit für sie, von Insidern Dinge erzählt zu bekommen und für uns, ein paar finnische Kontakte zu knöpfen. Als wir in den Bus einstiegen, herrschte Einigkeit über zwei Dinge: man freute sich, sich wiederzusehen und wunderte sich, warum unser abschließendes Camp schon im Mai stattfand, wo wir doch erst im August -zumindest fast alle- ausreisen sollten.

 

Diesmal ging die Reise nach Nurmijärvi ins Märkiön Leirikeskus. Die Campanlage lag selbstverständlich direkt an einem See, wie hätte es auch anders sein sollen. Die Fahrt dorthin dauerte eine knappe Stunde. Als alle aus dem Bus ausgestiegen und auf dem Hof versammelt waren, sahen wir zum ersten Mal die tatsächliche Größe unserer Gruppe, die die der zwei vorherigen Camps doch merklich überstieg.

 

Schnell zeichnete sich ab, wer eine bereits miteinander vertraute Truppe war und wer nicht: alle ausländischen Freiwilligen schwatzten vergnüglich miteinander während sich die Finnischen erstmal langsam einander annäherten. Der Höhepunkt war sicherlich, als Max, Johannes, Marija, Fernanda, Luisana, Ronja und ich beim Mittagessen eine spontane Karaokerunde eröffneten und den Speisesaal lauthals mit Katy Perrys „Firework“ beschallten, was den finnischen Freiwilligen ihren Gesichtsausdrücken zufolge nicht ganz geheuer war. Insgesamt war die Atmosphäre aber super und bereits am ersten Abend ergaben sich Gespräche mit zwei der finnischen Freiwilligen. Als Möglichkeit zur Gesprächseröffnung lag praktischerweise auch der Eurovision Song Contest vor der Tür.

 

Unsere Einheiten waren in in- und ausländische Freiwillige zumindest zum Großteil getrennt. Es wäre sicherlich schön gewesen, noch mehr gemischte Einheiten gehabt zu haben, allerdings wäre dies kaum umsetzbar gewesen, da wir sehr verschiedene Dinge zu besprechen hatten. Für die künftigen Ausreisenden ging es viel um praktische Dinge und Allgemeineres, während es für uns galt, unsere konkreten Erfahrungen im Gastland zu einem Zeitpunkt, an dem unser Jahr sich schon langsam dem Ende zuneigte, zu besprechen.

 

Unser Programm beinhaltete viele lockere, spielerische Übungen, was eine sehr angenehme Atmosphäre bereitete und das Verbinden mit den finnischen Freiwilligen erleichterte. Den meisten Spaß brachte eine Gruppenarbeit, bei sich jedes Team, bestehend aus finnischen und ausländischen Freiwilligen, zuerst einen Gruppennamen ausdenken mochte und dann eine dazu passende kurze Aufführung. Weiterhin mussten wir die Geschichte unseres Gruppennamens schreiben, indem wir vier Minuten lag der Reihe nach Wörter sagten und eine nie gesehene Maschine erfinden. In meiner Gruppe waren neben Max noch Taika, Laura und Meri aus Finnland. Wir nannten uns „The Amazing Dolphins“, erfanden dementsprechend eine Delphin-Übersetzer und versuchten unser Bestes, Delphingeräusche nachzumachen. Bescheuert, aber spaßig.

 

Natürlich durften aber auch die altbekannten Sitzkreise nicht fehlen, in denen wir ernstere, persönlichere Dinge austauschten. Wir redeten darüber, wie sich unser persönliches Empfinden während der neun Monate entwickelt hatte, was wir gelernt hatten und vieles weitere. Am interessantesten fand ich allerdings die Einheit über unsere Zukunftspläne. Bei dieser Diskussion boten sich viele unterschiedliche Standpunkte beruhend darauf, aus welchem Teil der Welt man nach Finnland gekommen war. So hatten Max, Johannes und ich über andere Dinge gesprochen im Anbetracht unserer Heimreise nach Deutschland als z.B. die Freiwilligen, die nach Südamerika zurückgingen. Sie berichteten viel über tatsächliche Veränderungen in der Lebensweise und kulturelle Unterschiede, an die man sich zurückgewöhnen muss, während wir Europäer über Themen wie schulische Weiterbildung nach der Rückkehr sprachen.

 

Insgesamt zeigte sich über die drei bis vier Tage, dass wir inzwischen zu einer sehr bunten, aber vertrauten Gruppe zusammengewachsen waren, die sich sowohl über ernste Dinge austauschen als auch gemeinsam rumalbern kann. Dementsprechend war die Stimmung stets gut, auch wenn eine gewisse Abschiedstrauer in der Luft lag. Zwar hat man noch drei Monate, um sich zu treffen, allerdings hatte der Moment am Sonntag, als das letzte Camp dann schließlich zu Ende ging und sich wieder alle in verschiedene Richtungen Finnlands verschwanden, doch etwas Endgültiges an sich.

 

Die komplette Truppe aus Betreuern, finnischen und internationalen Freiwilligen

Gesprächskreis im Freien unter den internationalen Freiwilligen

Unser Delphin-Übersetzer