25. August 2017: Das Camp ist zuende und ein letzter Ortswechsel

 

Ich schreibe jetzt schon aus meiner Wohnung, in der ich das Jahr über leben werde. Die letzten 10 Tage waren sehr schön und das Camp hat mir einiges gebracht, jetzt steht allerdings der richtige Alltag an und es ist Schluss mit lustigen Namensspielchen. In diesem Eintrag mächte ich aber nochmal die Erlebnisse der letzten 10 Tage niederschreiben.

 

Die ganzen Ereignisse dieser fast zwei Wochen sich allerdings zu viel, um Tag für Tag chronologisch aufzuschreiben, abgesehen davon kann mich auch gar nicht mehr exakt erinnern, wann denn jetzt genau was stattgefunden hat. Ist aber auch nicht so wichtig, ich schreibe einfach drauf los, wie es mir so einfällt.

Wie bereits ein paar mal erwähnt, ging es diesem Camp darum, uns auf unsere Zeit "im echten Finnland", d.h. nicht in dieser kleinen, isolierten Campwelt, wo immer Essen rumsteht, sondern in unseren Städten und Projekten, vorzubereiten. Dazu gab es verschiedene Einheiten wie Präsentationen zu Umwelt und Wetter in Finnland, finnische Etikette, ein wenig finnische Geschichte und Reisemöglichkeiten, bzw. sehenswerte Ziele in Finnland. Außerdem hatte jeder ein einzelnes Gespräch mit Mari, in dem sie uns nach unserem Befinden gefragt und die Details zu unseren Arbeitsplätzen erläutert hat.

Neben diesen Finnland-spezifischen Themen gab es auch Allgemeineres zum Thema Freiwilligendienst, wie z.B. Konfliktbewältigung, persönlicher Wachstum, eine eher technische Einheit zum Thema Blogs schreiben, bzw. generell berichten von einem Frewilligendienst oder einen Austausch über Erwartungen, Zweifel etc. Einen weiteren großen Bestandteile bildeten die zwei Spracheinheiten jeden Tag: einmal gesprochenes Finnisch mit Venla, einmal Grammatik mit Allu. Mir persönlich haben diese Kurse nicht so viel gebracht, da ich schon gewisse Finnischkenntnisse habe und die Kurse über diese nicht hinausgingen, allerdings war es dennoch hilfreich, sich die Grundlagen noch einmal vor Augen führen zu lassen.

Ein weiter enorm wichtiger Teil des Programms war das gegenseitige Kennenlernen. Dabei blieb unsere Anfangsgruppe nicht die gleiche, da manche nicht neu angereist waren, sondern das Seminar zu einer Auswertung nach der Hälfte der Zeit nutzten und früher abreisten. So verließ uns Tiago z.B. schon nach sechs Tagen und auch die Teammitglieder bis auf Janne kamen und gingen, da sie noch Anderes z.B.  im Büro in Helsinki zu erledigen hatten. Nach der Hälfte der Zeit dazu kamen z.B. noch Melissa aus Österreich und Jasmin aus Deutschland, um in der Küche zu helfen, und auch Marija aus Lettland, die auch einen Frewilligendienst ableistet.

In vielen bescheuerten, aber witzigen und durchaus zweckmäßigen Spielen lernten wir uns näher kennen. Dies wurde durch viele gemeinsame Aktivitäten unterstützt. Wir unternahmen z.B. einen Ausflug nach Helsinki, wobei wir erst in zwei Gruppen uns Projekte anschauten, um schonmal einen Ausblick auf unser Arbeitsleben zu bekommen und uns dann in der Stadt wiedertrafen, um das Büro von Maailmanvaihto zu besuchen und anschließend zusammen essen zu gehen. Danach schlenderten wir ein wenig durch die Stadt und machten das obligatorische Gruppenfoto. Als Hintergrundmotiv wählten wir uns den Dom von Helsinki auf dem Senatsplatz. Beim Laufen durch die Stadt erinnerte ich mich auch wieder an den entfallenen Architekturbegriff: "Die Innenstadt Helsinkis wurde in klassizistischem Stil gebaut!", prahlte ich und identifizierte die Säulen des Doms stolz als Korinthische - wer hätte gedacht, dass der Altgriechischunterricht mir mal so nützlich werden würde. Nachdem ich meine Aussagen erfolgreich durch einen Wikipedia-Artikel belegt hatte, fuhren wir mit einer Fähre vom Hafen zur Suomenlinna. Dabei handelt es sich um eine Festung, die auf mehreren miteinander verbundenen kleinen Inseln direkt vor Helsinki erbaut wurde. Dies war die letzte Station des Ausflugstages und wir machten uns auf zurück ins Camp. Bilder von diesem Tag und auch vom Rest des Camps werde ich am Ende des Eintrags in einer Gallerie zusammenstellen.

Ein anderes Highlight waren die beiden Abende in einer Sauna direkt am See. Es gab zwar natürlich auch eine in der Campanlage selbst, aber 500m weiter bot einem eine kleineSauna direkt am See gelegen doch noch ein anders Gefühl. Wir rannten ab 22Uhr von der Sauna ins kalte Wasser und wieder zurück für ich weiß nicht wie lange. Wir hatten einen Mordsspaß und fühlten uns wie echte Finnen. Falls das alles ist, was man zum Leben in Finnland können muss, waren wir jedenfalls zu diesem Zeitpunkt schon echte Profis...

Das Einzige, was dem ausgiebigen Austausch leider ein bisschen im Weg stand, waren die gemeinsamen Sprachen mancher, wodurch sich ein deutsch- und ein spanischsprachiges Grüppchen herausbildeten. Natürlich nicht in dem Sinne, dass wir nicht Englisch redeten, sobald jemand uns danach bat oder in der Nähe saß, es ist nur leider relativ natürlich, denke ich, dass man lieber auf die eigene Sprache zurückgreift, um sich in seiner Ausdrucksfähigkeit nicht einzuschränken. Ich bin allerdings auch der Meinung, dass das Problem besonders bei "uns Deutschen" daran lag, dass -Sarah ausgenommen- wir drei Jungen uns schon vorher kannten und so natürlich auch schnell in unsere Gruppe, sei es auch noch keine allzu enge Freundschaft gewesen,  zurückkehrten. Trotzdem hatte ich viele tolle Gespräche mit Menschen aus ganz anderen Kulturkreisen und viele tolle Eindrücke. Für mich als Sprachliebhaber fand ich dabei besonders die vielen unterschiedlichen Akzente im Englischen faszinierend.

Ein letztes Highlight, dass sich aus den ganzen verschiedenen Nationaltäten ergab, waren die Ländervorstellungen, die ich hier auf keinen Fall unerwähnt lassen möchte. Wir haben landestypische Musik gehört, Kyoko beim Umbinden traditioneller Kleidung bewundert, Polonaise getanzt, mexikanische Spiele gespielt und vieles weitere. Es hat riesigen Spaß bereitet, sich Kuriositäten über die Herkunftsländer der anderen anzuhören und die ein oder andere mitgebrachte Süßigkeit zu probieren. Außerdem hat durch den Verdienst unserer deutschen Gruppe Bernd das Brot eine neue internationale Fangemeinschaft gewonnen.

So viel also dazu, wie das Camp ablief. Irgendwann war dann allerdings der heutige traurige Tag da und wir mussten uns verabschieden. Wobei, so traurig waren wir alle gar nicht. Es gibt ja immernoch das Midterm-Seminar, auf dem wir uns wiedersehen werden und so überwog zum Zeitpunkt des Aufbruchs die Freude und Aufregung, endlich in unsere Unterkünfte zu kommen und mit dem Arbeiten anfangen zu können. Kurz gesagt: dass das Abenteuer Finnland nun richtig losgehen würde.

Nach einer allgemeinen Putzaktion packte wir also unsere Koffer in den Bus und fuhren gegen 13Uhr nach Helsinki; nur Duy wurde bereits im Camp abgeholt. In Helsinki warteten wir am Hauptbahnhof auf die Personen, die uns alle abholen und in unsere jeweiligen Zielorte bringen sollten. Langsam löste sich die Gruppe unter vielen Umarmungen auf.

Meine Abholung Maija kam nach einer knappen Viertelstunde. Maija ist Lehrerin an der Berufsschule, an der ich arbeite und leitet den Kurs, in den ich kommen werde (mehr zu meinem Projekt unter "Über mich").  Zusammen fuhren wir zum Standort nach Helsinki, wo ich meine Wohnung habe. Sie ist größer als gedacht, muss ich sagen. Ich bin mir sicher, es hierdrin gut ein Jahr aushalten zu können. Hier ein paar Bilder:

Nachdem ich mich soweit eingerichtet hatte, unternahm ich nochmal einen kurzen Ausflug nach Helsinki. Ich lief zu Fuß in die Stadt, was etwa eine Stunde dauerte. Der Weg ist allerdings sehr schön: er führt zuerst durch den Central Park, der eher einem Wald gleicht und an den meine Wohnung direkt angrenzt, dann vorbei am Olympiastadion und einem kleinen See entlang in die Innenstadt. Dort schaute ich mich ein wenig um, was sich etwas komisch anfühlte, da ich zum ersten Mal allein in der Stadt unterwegs war. Zurück fuhr ich allerdings mit der Straßenbahn, man will es ja nicht überteiben.

Inzwischen bin ich mit der Erzähling auch schon im Jetzt angekommen. Vor mir liegt mein erstes Wochenende alleine in Finnland. Ich muss viel Organisatorisches klären, außerdem bin ich zu meiner Support-Family zum Essen eingeladen. Was das genau ist, werde ich im nächsten Eintrag erläutern, jetzt muss ich mich aber erstmal ein bisschen ausruhen, damit ich fit bin, denn: jetzt hat es erst so richtig angefangen.

Kleine Gallerie vom Orientation Camp:

Der See bei Sonnenuntergang

Max und ich verschwinden im Abendrot

Der See ganz spät

Kyoko beim Ausflug nach Suomenlinna

Carmen beim Ausflug nach Suomenlinna

Max und ich posieren mit einer Kanone

Vergnügtes Beerensammeln

Kyoko und Carmen verarbeiten die Beeren zu Kuchen

Kyoko weiß, wo es lang geht

Gemütlicher Abend am See

Max und ich, bevor wir Sauna und See genießen

Jasmin und Max konzentrieren sich beim Finnischunterricht

Kyoko bringt Ghansham Finnisch bei

Luisana, Mirka und Fernanda

Ein kleines Päuschen bei den olympischen Spielen "Finnland-Style"

Gruppenfoto vor dem Dom

Verkehrte Welt bei den Ländervorstellungen

Von links nach rechts:

Stehend: Marija, Pablo, Ghansham, Jibran, Mirka, Sarah, Johannes, Duy, Anette, Venla, Janne

Sitzend: Luisana, Fernanda, Carmen, Kyoko, Sevgi, Max, Ich