3. September 2017: Freudiges Wiedersehen und Helsinki erkunden

 

Nachdem die erste Arbeitswoche geschafft war, hat das Wocheende ein wenig Ablenkung mit vertrauten Gesichtern geboten: ich habe ein paar der Frewilligen getroffen. Außerdem habe ich den Sonntag genutzt, um ein wenig die Stadt weiterzuerkunden.

 

Samstag, 2. September:

 

Nach einer anstrengenden ersten Woche im Projekt schlafe ich mich erstmal aus. Ich vertrödele noch ein wenig Zeit bis ich mich auf den Weg in die Stadt mache, um mich Johannes zu treffen. Wir wollen noch zusammen ein wenig in Helsinki herumlaufen, bevor zu Sarah fahren. Dort wird heute Abend eine kleine Party stattfinden, zu der alle in Helsinki ansässigen Freiwilligen mit ihren Support-Persons kommen, Paula und Ykä allerdings nicht. Mit zwei kleinen Kindern zuhause ist das für sie etwas schiweriger.

Vom Hauptbahnhof aus laufen wir durch die inzwischen relativ vertrauten Straßen der Innenstadt, um dann allerdings eine bisher unbekannte Route zu wählen. Wir passieren ein Gebäude, von dem wir glauben, dass es eine Feuerwache ist und ein paar nette Parks. Schließlich kommen wir beim Hafen raus, allerdings an einem anderen Teil. Wir laufen die Küste entlang und genißen den Ausblick aufs Meer und viele kleine Inseln mit Häuschen drauf. Ich frage mich, was man wohl als Pizzabote macht, wenn zu einem dieser Häuser liefern muss?

Nach einer ordentlichen Strecke am Wasser entlang ergeben wir uns unserem aufkommenden Hunger und beschließen, zurück ins Zentrum zu fahren. Nach einer kurzen Stärkung setzen wir uns schon bald in den Zug, um zu Sarah zu gelangen. Sie wohnt gar nicht weit weg von Johannes und mir, fast dazwischen. Nach einer halben bis Dreiviertelstunde, in der wir in einem der Vororte, der auch genau danach aussah, in den Bus wechseln mussten, stehen wir vor Sarahs Haustür. Oder zumindest behautet das Google Maps, das Haus sieht jedoch nicht besonders bevölkert aus. Ein bisschen ratlos laufen wir die Straßen auf und ab und versuchen vergeblich, Sarah zu erreichen. Um nicht durch unser willkürliches Rumstreunen allzu unangenehm aufzufallen und wie Einbrecher in spe zu erscheinen, setzen wir uns an eine Bushaltestelle und warten dort. Laut Fahrplan kommt dort zwar vor morgen kein Bus, aber das muss ja niemand wissen.

Kurz bevor wir den Entschluss fassen, wieder zu fahren, klingelt Johannes' Telefon. Es ist tatsächlich Sarah, die uns die richtige Hausnummer nennt. Als wir dort ankommen, löst sich auch das Missveständnis auf: sie hatte nicht ihre Adresse, sondern nur den Standort gesendet. Das Haus ist allerdings sehr neu und deshalb wohl der Karte unbekannt, also wurden wir zum nächst näheren geführt. Naja, warum einfach, wenn es auch umständlich geht?

Als letzte fehlenden Gäste stoßen wir dann auch noch zur Party hinzu. Anwesend sind außer Sarah, Johannes und mir Marija mit Supper-Person (ab jetzt SP) Ronja und ihrer Gastfamilie auch Sarahs SP, deren Namen ich nicht schreiben kann, Pablo und natürlich die Gastgeber: Sarahs Gastfamilie. Es gibt ein kleines Buffet aus Grillgut, Suppen, verschiendem Gebäck und Nachspeisen. Mit dem ein oder anderen Gläschen Wein in der Hand kommen wir mit den SPs der Anderen mehr ins Gespräch und tauschen uns über die letzten Woche aus: alle sind sich einig, dass Finnisch schwierig ist und Sarah merkt an, dass das Erlebnis Kinobesuch doch erheblich an Unterhaltungswert verliert, wenn man kein Wort versteht. Marija ist erstaunt und erfreut vom heutigen Fleischangebot, da sie nur Vegetarier kennegelernt hat, allerdings gibt sie zu, dass sie gelernt hat, dass vegetarisches Essen doch nicht nur irgendwas Grünes aus dem Garten bedeutet. Alle haben sich mindestens einmal irgendwo verlaufen oder verfahren, aber finden sich anonsten inzwischen ganz gut zurecht. Marijas Tipp: einfach geradeaus laufen. Außerdem sind die meisten begeistert von ihren Unterkünften und Gastfamilien, besonders Sarah hat dabei auch schon ein neues Lieblingsspiel gefunden: ihre Gastgeschwister springen Trampolin und werfen einen Ball in den Garten, den sie holen muss.

Nun aber mal in allem Ernst: es ist schön, sich mit den anderen über die letzte Woche auszutauschen. Es tut gut, zwischen vielen neuen Gesichtern ein paar halbwegs Vertraute zu sehen. Dem einen gefällt das Projekt etwas weniger, dem anderen mehr; dem einen ist mal ein wenig langweilig, der andere ist nach der Arbeit erstmal ko; so richtig unzufrieden erscheint mir aber niemand, was mich freudig und zuversichtlich stimmt. Ich frage mich, was der Rest der Frewilligentruppe so erlebt.

Ronja, Marija und ich sind ein paar Stunden später die Letzten, die gehen. Johannes ist früher los, weil sein Bus für 5km eine Stunde braucht, warum auch immer. Ich wohne ähnlich weit weg, bin aber zum Glück nach 10Minuten Fahrt auch schon da.

Ich mache nicht mehr lange, sondern lasse mich gut gelaunt ins Bett fallen. Solche Abende könnten wir ruhig öfter machen.

Sonntag, 3. September:

 

Für heute habe ich mir vorgenommen, ein paar bisher unberührte Gebiete der Stadt zu erkunden. Dafür benutze ich zum ersten Mal die Metro, wenn auch nur für eine Station. Die Metro Helsinkis ist übrigens die einzige Finnlands und die nördlichste der Welt. Ein bisschen Weiterbildung kann ja nicht schaden.

Heute verschlägt es mich zuerst in den Westen der Stadt. Dort laufe ich einen schönen Weg die Küste entlang, bis ich zu meiner Überraschung tatsächlich an einen kleinen Strand gelange. Nicht, dass es so abwegig ist, aber irgendwie habe ich mitten in der Stadt doch nicht damit gerechnet. Wobei man in Helsinki gefühlt niemals richtig mitten in der Stadt ist, so viele Grünflächen und Parks gibt es, was mir aber sehr gefällt.

Nachdem ich mich kurz am Strand umgesehen habe, ziehe ich los zurück in die Stadt und will auch eigentlich schon wieder in meine Wohnung zurück, als mich das schöne Wetter doch umstimmt. Es ist nicht unbedingt warm, aber ich möchte die Sonne genießen, solange sie hier noch scheint.

Nach einem kurzen Abstecher zum See in der Nähe des Hauptbahnhofs laufe ich zum Hafen, wie eigentlich immer, wenn ich noch nicht so richtig weiß wohin mit mir. Von dort aus laufe ich einfach ein wenig weiter im Osten der Stadt rum, weobei ich noch eine größere Hafenanlage entdecke und eine schöne Kirche. Ich schlendere am Wasser lang, der Blick auf die Ostsee wirkt bei diesem Wetter echt besonders.

Nach ein paar Stunden mehr als ursprünglich geplant komme ich wieder in meiner Wohnung an, habe den Tag aber sehr genossen. Es ist auch mal schön, alleine die Stadt zu besichtigen, in seinem eigenen Tempo. In Museen oder ähnlichem war ich noch nicht, dass muss Zeit haben, bis es dunkler wird und die Stadt nicht mehr so schön zu erlaufen ist.

Obwohl ich relativ viel unterwegs war, war der Tag heute für mich sehr entspannt. Diese Entspannung kann ich auch gut gebrauchen, bevor morgen die zweite Woche im Projekt beginnt. Das Highlight wird wohl am Donnerstag der Besuch in der Feuerwache. Na, da habe ich einiges, um mich darauf zu freuen.

 

Ein paar Impressionen des Tages:

Die nördlichste Metro der Welt

Auf dem Weg zur Strandentdeckung

Nicht groß, aber immerhin

Spuren im Sand

Eine Häusergasse von der Felskirche aus (in die man leider gerade nicht reinkonnte)

See in der Nähe vom Zentrum

Einer der Plätze um den Hauptbahnhof herum

Der Dom auf dem Senatsplatz

Durch Gassen zum Hafen

Die Sauna im Hafen

Mit einem Hauch von Russland

Kein Entkommen den Häfen

Und noch ein letztes Hafenbild